Inhalt:

 

 

***

Ich habe aus der Sonne Hitze getrunken.
Die südlichen Küsten, Mauern von Kaktus,
zerklüftete Felsen rissen in meinen viel-
fachen Leib Löcher,
die Meere branden durch mich Tag und Nacht.

Ich habe mit Mädchen gelacht,
sprach viel mit Sonne und Mond,
liebte die Kreatur
und gewann den Abend lieb.

Es wäre leichter,
wenn die Tage hell wären
und lautlos die Nächte.

Ich habe viel Blau gemalt,
das mir aus Augen und Himmeln
und Blumen und Meeren
und verschossenen Röcken
entgegen kam.

Vergessen am Übermaß:
die Extreme sind unter der Ferne zerborsten.
Früchte sind rund und vielfarbig,
weiche Stimmen erzeugen Vergessen.

Ich vergesse mein Leben
und das ist mein Tag:
ein Vergessen
und Müdewerden -
wie man erzählt von Elefanten -
und ein Verschwinden wie Wolken
und wie der Übergang vom Wachsein
zum Träumen.

Ich habe mein Gesicht gesehen,
zerschlagen, zerbrochen.

Wer bist du?
Was sind die Sterne in deinen Augen?
Schwarzer Spiegel, weißer Spiegel,
die Mischung der Scherben.

Ich habe unter dem Licht heller Lampen
nach der Sonne gesucht
und tastete über verdunkelte Räume.

 


 

 

***

Noch ist Zeit.
Verführt zu glauben, das Große sei groß,
kehrte ich um.
Und die süße Liebe des fern Verblassenden?
Wen beißt das Gewissen nicht?
Und wie wir sehen, fließen die Flüsse auseinander,
der eine in den stillen Ozean,
der andere in das stürmische Meer.
Reißende Bäche verfaulen schließlich im Tümpel,
der friedliche Strand tobt dagegen im Sturm.

Wer ist nun der große Zielsetzer?
Du und ich?
Oder der Gott des Windes, der Straße, des Vergessens?

 


 

***

Wenn du zum letzten Mal das Rätsel beschwörst,
auf Papier, oder nur mal so,
unterwegs im Café, beim Gespräch, plötzlich,
so dass es dich lähmt,
wenn du weißt,
dass der Tag nicht noch einmal kommt,
wenn die Spiegelung eine letzte sein wird,
was treibt dir dann die Seele um, denkend
an die Bilder, die Zeichen und die Stille:
Furcht oder Zorn?

 


 

Credo

Ich bin ein Mensch,
meine Sekunden sind gezählt,
ich kann nicht warten
bis mich Götterlaune
entdeckt.

Hier und jetzt,
auf staubiger Erde,
inmitten von Gestank,
Krankheit und Tod,
will ich mein Glück.

Was jetzt nicht ist,
ist nicht,
wird niemals sein.

Kein schöner Bild vom Himmel
malt ihr mir
als diesen einen Augenblick
lustvoll gelebt
auf dieser Welt,
deren Dreck selbst
ist der Weisheit
letzter Schluss.

So hört mir auf
mit euren Geschichten
vom "wahren Glück" -
die allerfeigste Maske.

Mir braucht kein Gott
aus Wasser Wein zu pantschen,
das klare Wasser
ist mir lieber.
Gönnt mir den Schluck,
als einem der an euren
Quellen suchte
und nicht ein Tropfen
war die Beute.

 


 

***

Die Stadt, in der ich wohne,
hat keine Tore,
ihre Fenster sind blind,
ihre Straßen geschlossen.
Zwischen Zyklopenmauern
aus rotem Geröll
gehen ihre Einwohner.
Unten steht der Fluss,
moosig,
alt,
ein Stück zerbrochenes Glas.
Der Fährmann wartet im Nachen,
zögernd folge ich seiner Einladung.
Weder im Fluss
noch auf den Wällen
sehe ich mein Bild.
Ich höre Stimmen,
die mir nichts sagen,
in Sprachen,
die ich nicht verstehe.
Sie gehen an mir vorbei
so, wie man an Steinen vorübergeht.
Die Stadt ist voll
vom Geschrei riesiger Vögel.
Tag und Nacht höre ich
den grässlichen Lärm,
den Kampf in der Luft,
die pfeifenden Schwingen.
Während ich im Boot
den Fluss überquere,
liegt sie im Zwielicht
unter dem stürzenden Himmel
ganz still.

 


 

***

Wenn du herabsteigst
aus deiner Höhe,
entdeckst du
dass die "schwarzen Flecken"
unter dir
Inseln sind.

Was du an Höhe verlierst,
gewinnst du an Nähe.

Was du zufällig wahrnimmst,
eine Laune deines Hochmuts,
ist vielleicht eine Heimat,
die seit langem
deine Ankunft erwartet.

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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